Newsletter 02/2021

Die KEX AG und das Fraunhofer IIS/EAS haben gemeinsam den so genannten »AI-Navigator« entwickelt. Mit dem praxiserprobten, strukturierten Toolset wollen sie Unternehmen ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie ihren individuell optimalen Weg finden können, um KI-Technologien erfolgreich und gewinnbringend einzusetzen. Antonela Šišejković, Senior Technology Scout bei der KEX AG, und Anne Loos, Leiterin Business Development am Fraunhofer IIS/EAS, geben einen Einblick in die Idee hinter dem Tool.

AI-Navigator-Ansatz
© KEX AG
AI-Navigator-Ansatz

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Zahllose Unternehmen verschiedener Größe versuchen sich bereits an der Umsetzung. Wie können diese Unternehmen denn jetzt vom »AI-Navigator« profitieren?

Anne Loos: Künstliche Intelligenz ist in den letzten Jahren zu einem ziemlichen Hype-Wort geworden. Es ist fast zu einem allgemeinen Verständnis geworden, dass man jedes Problem – insbesondere hochkomplexe – mit Künstlicher Intelligenz lösen kann und soll, was oft der Grund für das Scheitern vieler KI-Anwendungen ist.

Antonela Šišejković: Hier kommt der AI-Navigator ins Spiel: Die richtigen KI-Anwendungsfälle zu identifizieren und dann zu implementieren ist ein kontinuierlicher Lernprozess, aber auch ein entscheidender Teil für den erfolgreichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Viele Anwendungsfälle entpuppen sich als nicht so einfach, wie sie anfangs schienen. Deshalb haben wir unseren 4-Schritte-Ansatz entwickelt, der sicherstellt, dass nur die wirklich vielversprechenden und wertschöpfenden Anwendungsfälle verfolgt werden.


Können Sie kurz das Prinzip des Ansatzes erklären?

Antonela Šišejković: Der AI-Navigator besteht aus 4 Stufen: Ideation, Assessment, Data Testing und Implementation. Der erste Schritt, die Ideation, basiert auf dem Prinzip: »Start with more, stay with less«. Dabei handelt es sich um einen wichtigen kreativen Prozess, bei dem neue Use-Case-Ideen basierend auf den Mustern von bereits erfolgreich implementierten KI-Use-Cases gefunden werden. Die identifizierten Ideen werden dann methodisch getestet, um die Passfähigkeit von Problem und Lösung zu definieren.

Der zweite Schritt des Prozesses, das Assessment, hilft zu identifizieren, ob das Unternehmen bereit ist, die potenziellen Anwendungsfälle zu implementieren, und zwar aus der Perspektive der individuellen KI-Bereitschaft und der Kompetenzen. Das Unternehmen wird hinsichtlich der internen Prozesse, der vorhandenen Datenbasis, des Mindsets sowie der IT-Infrastruktur bewertet. Die anschließende Einstufung des Unternehmens in KI-Reifegrade gibt Richtlinien vor, wie vorzugehen ist, um eine erfolgreiche Implementierung von KI-Anwendungsfällen zu ermöglichen. Die Bandbreite der verschiedenen Reifegrade ist dabei vergleichbar mit beispielsweise den Stufen des autonomen Fahrens – von einfachen Unterstützungssystemen über die Automatisierung bis hin zur vollständigen Autonomie.

Anne Loos: Der dritte Schritt, das Data Testing, stellt sicher, dass eine ausreichende Menge an notwendigen strukturierten Datensätzen in der richtigen Qualität vorhanden ist, um die notwendigen Ergebnisse zu bringen. Datentests liefern erste Erkenntnisse über die Machbarkeit des Anwendungsfalls vor einer vollständigen Implementierung. Im letzten Schritt, der Implementation, liegt der Fokus auf agilen Entwicklungsmethoden, um sicherzustellen, dass die erstellte Lösung benutzerorientiert ist und den Kundenanforderungen entspricht.

 

Gibt es hinsichtlich der Unternehmensgröße oder -branche Einschränkungen, wer Ihren Ansatz nutzen kann?

Antonela Šišejković: Es gibt keine Einschränkungen bei der Nutzung des AI-Navigators in Bezug auf die Größe und die Branche eines Unternehmens. Die Auswahl des richtigen Anwendungsfalles vor der Investition einer erheblichen Menge an Geld und Ressourcen ist eine wichtige Voraussetzung sowohl für kleine als auch für große Unternehmen.

 

Können die Unternehmen das Prinzip selbstständig anwenden oder braucht es Ihre professionelle Unterstützung?

Anne Loos: Wir begleiten unsere Kunden seit vielen Jahren bei der Untersuchung und Implementierung von KI-Lösungen. Um das Tool selbstständig nutzen zu können, ist es ratsam, zumindest eine Basisschulung im Bereich KI zu absolvieren. Damit können die technologischen Grundlagen verstanden werden und man ist zum Beispiel bei aktuellen Best Practices auf dem Laufenden. Mit regelmäßigen Schulungen (für Einsteiger, aber auch für Fortgeschrittene) vermitteln wir zudem das notwendige Schlüsselwissen. Darüber hinaus bieten wir Train-the-Trainer-Programme an, um interessierte Unternehmen in die Lage zu versetzen, unseren AI-Navigator zu nutzen.

 

Was empfehlen Sie Unternehmen, die KI einsetzen wollen?

Antonela Šišejković: Bei der Suche nach KI-Anwendungsfällen ist es wichtig, ein klares Verständnis für das Problem zu haben, das gelöst werden soll. Nur dann kann ein Ansatz wie Technologie-Scouting genutzt werden, um potenzielle Lösungen zu finden. Es kann dann entweder KI oder eine andere bestehende Datenanalyselösung sein, die das definierte Problem erfolgreich und praktikabel löst.