Newsletter 03/2022
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist ein zentrales Element für die Digitalisierung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse. Das neu entstehende KI-Zentrum am Fraunhofer IIS/EAS in Dresden adressiert hierbei die speziellen Herausforderungen des Mittelstands. Einen Überblick zum neu entstehenden Anwendungs- und Testzentrum KI gibt André Konstantin Kostov, Projektmanager am Fraunhofer EAS/IIS.
Welche Ziele sollen mit dem Anwendungs- und Testzentrum KI langfristig erreicht werden?
Durch die langjährige Erfahrung am Fraunhofer IIS/EAS im Bereich Entwicklungsmethoden und Einsatz von KI steht viel Know-how aus der angewandten Forschung für kundenindividuelle und praxiserprobte KI-Lösungen zur Verfügung.
Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren schrittweise bis 2025 am Fraunhofer IIS/EAS einen zentralen Anlaufpunkt für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Lösungen zu etablieren. Langfristig soll dieses Projekt als Leuchtturm einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass auch in mittelständisch geprägten Branchen KI-Methoden etabliert werden, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und unterschiedliche Herausforderungen zu meistern.
Mit einem schnellen, bedarfsgerechten Transfer von methodischen Ansätzen und Technologien in die Praxis wollen wir insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen befähigen, KI-Methoden für ihre Prozesse und Anwendungen einzusetzen.
Welche Unternehmen sollen mit dem KI-Zentrum erreicht werden? Gibt es bestimmte Voraussetzungen, die Unternehmen hierbei erfüllen sollten?
Wir richten unsere Angebote grundsätzlich nicht ausschließlich an bestimmte Branchen, weil viele Ansätze universell einsetzbar sind. Dennoch adressieren wir vorrangig mit dem KI-Zentrum einerseits besonders Firmen aus dem produzierenden Gewerbe. Sie bringen im besten Fall schon einen gewissen Automatisierungsgrad mit, dieser ist aber nicht zwingend, solange für die Unternehmen Digitalisierung ein Thema ist. Andererseits richten wir uns vor dem Hintergrund unserer langjährigen Elektronikkompetenz an Sensorhersteller und Sensoriknutzer.
In beiden Bereichen gibt es einerseits Unternehmen, für die Künstliche Intelligenz Neuland ist, die aber interessiert sind und in das Thema einsteigen wollen, um zum Beispiel zu prüfen, wie sie ihre Prozesse entsprechend optimieren können. Anderseits gibt auf Unternehmensseite schon Know-how und konkrete Vorstellungen, wie KI zukünftig eingesetzt werden soll oder wie die Firmen eine bestimmte Lösung gern vertesten möchten.
Um diesen verschiedenen Bedarfen gerecht zu werden, bieten wir verschieden abgestufte Angebote an.
Welche Angebote bietet das Fraunhofer IIS/EAS im Rahmen des Test- und Anwendungszentrum KI für die einzelnen Bedarfsstufen interessierter Unternehmen an?
Wir entwickeln derzeit Angebote, die grundsätzlich die Einstiegshürden bei der KI-Nutzung in Unternehmen senken oder eine schnelle Umsetzung von Lösungen in der Praxis unterstützen sollen. Außerdem möchten wir gern eine Plattform für die Weitergabe von praktischen Erfahrungen etablieren.
Wir bieten beispielsweise aktuell schon Grundlagenschulungen und kostenfreie Webinare zu verschiedenen KI-Themen an. Darüber hinaus werden unsere Experten unternehmensspezifische Reifegradbewertungen durchführen oder Kurzworkshops zur Evaluierung geplanter KI-Einsatzgebiete in den Unternehmen anbieten. Aus solchen Formaten möchten wir ganz konkret mögliche Handlungsstrategien und „Fahrpläne“ für die Unternehmen ableiten, ohne dass bei ihnen dafür ein großer Aufwand entsteht.
Aber das ist natürlich nicht alles. Darüber hinaus unterstützen wir mit unserer Expertise und unseren Experimentier- und Testumgebungen natürlich auch ganz konkret die Umsetzung von Usecases in Unternehmen oder arbeiten mit ihnen in Entwicklungsprojekten zusammen. Auch die Entwicklung gemeinsamer Geschäftsmodelle ist denkbar.
Stehen also die Angebote, die im KI-Zentrum aufgebaut werden sollen, schon fest?
Die Prämisse unseres Ansatzes ist es, Angebote zu entwickeln, die ganz konkret auf die Herausforderungen und Anforderungen des Mittelstandes zugeschnitten sind. Deshalb haben wir zwar bislang schon gemeinsam mit ersten Partnern einen groben Rahmen für unsere Ideen abgesteckt. Weitere Unternehmen können und sollen aber unbedingt ihre konkreten Anforderungsprofile an das Anwendungs- und Testzentrum KI einbringen. Nur so können wir zugeschnitten auf sie bedarfsgerechte Angebote entwickeln und unsere Labor- und Testausstattung aufbauen. Hier haben wir jederzeit mehr als ein offenes Ohr für konkrete Aufgabenstellungen, Bedarfe und Erwartungen an das Zentrum.
Um dem KI-Zentrum perspektivisch eine Leuchtturmfunktion in der KI-Landschaft Sachsens einzunehmen, möchten wir außerdem eine Community-Plattform für Akteure und Anwender bieten und etablieren. Ihr Ziel soll es sein, Synergieeffekte zu schaffen, zum Beispiel durch den Austausch zu erfolgreichen Usecases, Herangehensweisen und Lösungsansätzen.
Welchen Appell möchten Sie interessierten Unternehmen auf diesem Weg noch mitgeben?
KI wird im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen. Neben gesteigerter Effektivität kann sie – sinnvoll eingesetzt – langfristig zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Krisenresistenz für mittelständische Unternehmen führen. Umso eher ein Unternehmen, auch als kleines oder mittelständisches, diese Chance ergreift, um so marktgerechter und effizienter wird es in Zukunft aufgestellt sein. Wir wollen mit unserer Kompetenz und der unserer Umsetzungspartner im Anwendungs- und Testzentrum KI eine Brücke zur Wirtschaft in Sachsen schlagen.